Schwingsport gestern und heute

Im Jahr 1972 fand das letzte Mal ein Mittelländisches Schwingfest in Frauenkappelen statt. Heute, rund 51 Jahre später, kehrt der traditionelle Schwingsport wieder nach Frauenkappelen zurück. In diesen Jahren hat sich im Schweizer Nationalsport einiges verändert, vieles ist aber auch gleichgeblieben. Wir haben bei vier verschiedenen Generationen nachgefragt, wie sich Bereiche wie das Training, das Schwingvolk und das Sponsoring entwickelt haben – oder eben auch nicht.

Gänsehautstimmung beim «Anschwingen»: Früh morgens sitzen die Zuschauerinnen und Zuschauer gespannt auf ihren Plätzen – die Schwinger sind bereit für den Kampf. Das war so und bleibt so. Bereits 1972 fand in Frauenkappelen ein Mittelländisches Schwingfest statt. Schwingsport ist ein Stück Schweizer Tradition, aber man ist nicht stehen geblieben. Vier aktive und ehemalige Schwinger des Schwingklub Laupen berichten über ihre Leidenschaft. Alle sind sich einig, dass Zusammenhalt und Fairness für ihren Sport bezeichnend sind. Es ist keine Floskel, dass man sich vor dem Kampf begrüsst und dem Verlierer nachher das Sägemehl abwischt. Damit zeigt man seinen Respekt. So beständig wie die Du-Kultur und die Schwingerhose ist auch das Sägemehl geblieben. Ohne Einsatz von Technik entscheiden die Kampfrichter über die Punktvergabe, über Sieg oder Niederlage.

Beim Training werden die Veränderungen sichtbar: «Damals haben wir uns nicht aufgewärmt, wir haben einfach geschwungen. Im Gegenteil, ich wurde nur komisch angeschaut, als ich das einführen wollte», so Ruedi Grossmann. Einwärmen gehört heute dazu. Auch wenn Matthias Krummen Jogging zum Trainingsbeginn nicht unbedingt mag. Der engagierte Jungschwinger hat bereits einige Preise gewonnen. Besonders gefreut hat er sich über Lebendpreise – zwei Kaninchen. Auch Holzpreise mag er. «Die Gabentempel haben sich über die Jahre nicht fundamental verändert, die Preise haben aber an Wert gewonnen», so Peter Holzer. Er betreibt mit Herzblut die Kerbschnitzerei für die Gabentempel – so auch für jenen in Frauenkappelen. Ein Siegermuni kostete damals etwa die Hälfte unseres Siegermunis «Chäppu».

Sponsoren erhalten in der Arena noch immer keine Werbeplattform. «Trotzdem wäre mein Trainingsaufwand mit reduziertem Arbeitspensum ohne Sponsoren heute nicht möglich», so Michael Wiget. «Unsere Sponsoren waren damals höchstens unsere Eltern, wenn sie den Taxidienst übernahmen oder das Startgeld bezahlten», meint Peter Holzer. Mentaltraining gehört heute wie in anderen Sportarten dazu. «Man lernt, sich auf das Unvorhersehbare vorzubereiten, da im Sport nicht immer alles berechenbar ist», so Michael Wiget.

Das Znüniplättli mit dem Sackmesser gehören zur Profiausrüstung eines jeden Zuschauers wie auch der Weisswein. Einige Schwingfeste bieten mehr Rahmenprogramm als früher. So werden derweil gross und klein, jung und älter in den Festzelten unterhalten. Ein gelungenes Schwingfest wird durch die Rangverkündigung im Beisein aller abgerundet – das war so und bleibt so.

V.l.n,r.: Ruedi Grossmann, Peter Holzer, Michael Wiget, Matthias Krummen